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Donnerstag, 27. Juni 2019

THETIS - VOR DREIßIG JAHREN





Vor dreißig Jahren steuerte ich als Skipper im Auftrag eines Berliner Architekten die THETIS, einen im Friedrichskoog (Dithmarschen) bei Bieritz-Werft gebauten Kutter (Foto oben), Call Sign (Rufzeichen) DKES, von Brasilien über die Karibik nach Puerto Rico.


Auslaufhafen
Fortaleza (Brasil)

Angelaufene Häfen und Ankerplätze
French Guyana: I. Royale/Devils Island;
(zur Geschichte der Insel ein Artikel als Anhang) 
Kourou Stadt/Kourou River (Foto untern); 
Cayenne (by car)
Tobago: Scarborough
Barbados: Bridgetown
St. Vincent: Young Islet, Douvernette Islet, Kingstown
St. Lucia: Vieux Fort Bay, Marigit Harbour, Castries
Martinique: Anse Salines, Martin, Fort de France
Dominica: Portsmouth
Marie-Galante: Grand Bourg
Guadelupe: Pointe a Pitre, Anse Deshaies
St. Barthelemy: Port Gustavia (Foto oben)
St. Martin: Philipsburg (2x), Marigot (2x), Anse Marcel, Tintamare I.
British Virgin Islands: Gorda Sound, St. Thomas Bay, The Baths (Virgin Gorda, Fotos unten); Caves, The Bight (Norman I.); Soper's Hole, Marina Cay, Road Town (Tortola)
American Virgin Islands: Waterlemon Bay, Cinnamon Bay, Caneel Bay, Cruz Bay (St. John), Charlotte Amalie (St. Thomas)
Puerto Rico: San Juan

Zurückgelegte Strecke
2797 sm

Reisezeit
Mai - August 1989

Reisedauer
ca. 3 Monate

Wetterverhältnisse
bestes sonniges Wetter
mit beständigem SO/NO-Passat bis 4 B

Besondere Ereignisse
Am 4. Juni nach der Überquerung des Äquators
lauschten wir auf Kurzwellen der Deutschen Welle 
und erfuhren so über die Studentenproteste in Peking
und das Vorgehen des Militärs, das mit Panzern versuchte,
mit allem Mitteln die Revolte zu ersticken.
Diese Ereignisse gewinnen heute nach 30 Jahren wieder an Aktualität. Wir sind nun Zeugen von Massenprotesten gegen die Willkür kommunistischer Macht in China, allerdings nicht in Peking sondern in Hongkong. Die Protestbewegung erfasste dort alle Bürger, die auf die Straße gehen, um gegen die Marionettenregierung Hongkongs zu demonstrieren und sich gegen das Diktat Kommunistischer Partei Chinas aufzubäumen.

In Kourou beobachteten wir nachts den Start einer Ariane-Rakete.

In Barbados kam ein neuer Gast an Bord, eine in Südafrika wohnhafte Engländerin, eine Bekannte des Miteigners des Schiffes. Ein halbes Jahr zuvor, kurz vor Weihnachten im Dezember 1988, wollte sie von Südafrika über Frankfurt und London nach New York fliegen. Beinah wäre sie das PANAM Flugzeug bestiegen, das über Lockerbie gesprengt wurde. Offenbar stand ihr der Schutzengel bei.

Karibik damals und heute
Die zu den Kleinen Antillen gehörende Insel Monserrat
war damals intakt, bewohnt und gut besucht. Im Jahre 1995 wurde bei einer Vulkaneruption ein großer Teil von Monserrat verwüstet 
und die Insel praktisch unbewohnbar gemacht.

Am 06. September 2017 zog der Hurrikan Irma über St. Martin hinweg. Kurze Zeit später folgte der Hurrikan Maria. Beide richteten verheerende Schäden an und hinterließen eine Schneise der Verwüstung: Bäume wurden entwurzelt, Gebäude zerstört und Fahrzeuge durch die Luft geschleudert. Die Infrastruktur (Stromversorgung, Straßen und auch der Princess Juliana International Airport) wurde zerstört. Holland entsendete das Militär, 
um der Situation Herr zu werden.

Ende September 2017 war Hurrikan "Maria" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern über die Karibik hinweggefegt. Am schlimmsten traf er Puerto Rico, wo viele Menschen starben. Der Hurrikan verursachte auf der ganzen Insel flächendeckende Verwüstungen und schwere Schäden in Milliardenhöhe, die Lage für die 3,4 Millionen Einwohner und in den Krankenhäusern war dramatisch. Die komplette Insel war ohne Strom, halbe Insel ohne Wasser; Nahrung und Treibstoff mussten rationiert werden. Kommunikation über Telefon ist fast komplett ausgefallen, darunter auch Rundfunk und z.T. Fernsehen. Es war der schlimmste Hurrikan in der Geschichte Puerto Ricos. 

Solche Probleme hat weder Kourou  noch Französisch Guayana - beide liegen in der hurrikanfreien Zone, in den Kalmen. Außerdem liegt Kourou-Weltraumbahnhof sehr vorteilhaft nur 500 km vom Äquator entfernt. Am Äquator ist die Rotationsgeschwindigkeit der Erde (500 m/s = ca. 1600 km/h) am größten, weshalb in Äquatornähe kleinere Raketen dieselbe Last in den Orbit transportieren können als Raketen an anderen Standorten. Für Frankreich und die ESA ist deshalb Kourou Gold wert. Kourous Einwohnerzahl wuchs in dieser Zeit von damals  unter 10 Tsd. auf heute über 30 Tsd. Und der Weltraumbahnhof der ESA verfügt heute über drei Startrampen für Raketen verschiedener Größe und Herkunft. Übrigens: Kourou gehört zu den sichersten und am besten geschützten Städten der Welt: bewacht von der Französischen Fremdenlegion, was wir während unseres Aufenthalts dort und zuvor auch auf der Teufelsinsel zu spüren bekamen.

Jerzy Chojnowski
(Skipper/Sailing Instructor/Yacht Consultant)

Antillen



Kourou (French Guyana)







 The Baths (BVI)







ANHANG

TRAVELBOOK

Die brutale Geschichte der „Teufelsinsel“

Von 1852 bis 1946 war die Paradiesinsel Île du Diable vor der Küste Französisch-Guayanas ein Vorhof zur Hölle: Unter der Herrschaft des grausamen Neffens von Napoleon Bonaparte wurden Verbrecher und politische Rebellen hier gefoltert und gezwungen unter den menschenunwürdigsten Bedingungen zu arbeiten. Innerhalb des ersten Jahres der Gefangenschaft starb fast die Hälfte der Sträflinge.


© Getty Images
Die schlimmste Gefängnisinsel des französischen Kaiserreichs lag im Paradies: Fast 100 Jahre lang wurden Verbrecher, aber auch Oppositionelle und Andersdenkende auf die Île du Diable (z. Dt. Teufelsinsel) in Südamerika verschleppt. Das kleine Eiland gehört zu Französisch-Guayana, ein Überseedépartement Frankreichs. Von 1852 bis 1946 mussten die Gefangenen dort aneinander gefesselt Zwangsarbeit verrichten.

Rund 80.000 Gefangene lebten auf der Insel

Kaiser Napoleon III., der Neffe Napoleon Bonapartes, hatte im Jahr der Gründung der Strafkolonie die Kaiserherrschaft gewaltsam mit einem Staatsstreich an sich gerissen. Viele Republikaner und Intellektuelle mussten das Land verlassen. Diejenigen, die das nicht rechtzeitig schafften, wurden unter Anklage des Landesverrates nach „Devil’s Island“ verbannt, wie die Insel im Englischen bezeichnet wird.
Neben den Mördern und Vergewaltigern, die in den Baracken der Kolonie lebten, befanden sich also auch unschuldige Männer, die nichts anderes getan hatten, als für die politischen Überzeugungen der französischen Revolution einzustehen. Etwa 80.000 Gefangene wurden auf die „Île du Diable“ gebracht, wovon ein großer Teil auf der Insel umkam.

Leben wie ein Sklave


© Getty Images Île du Diable
Auf der Teufelsinsel erwartete die Gefangenen ein Leben ohne wirklichen Schlaf, ohne richtiges Essen, ein Leben in Fesseln und ständiger Erniedrigung. Sobald ein Häftling das Ufer der Teufelsinsel betrat, wurde ihm sein Name weggenommen, stattdessen erhielt er eine Nummer. Für die Wärter war er nur noch ein seelenloser Zwangsarbeiter. Jeder Inhaftierte musste pro Tag 10 bis 12 Stunden in Ketten gelegt arbeiten. Fast wie zum Spott erhielt er dafür einen Lohn von 10 bis 15 Centimes, die er wiederum bezahlen musste, um sich verdorbenes Essen und ein Glas billigen Wein zu kaufen.
Die extrem harte Arbeit, das schlechte Essen, tropische Krankheiten und die ständige Misshandlung durch die Wärter brachten schon im ersten Jahr der Strafkolonie fast die Hälfte der Gefangenen um: 40 Prozent sollen an den Folgen von Hunger, Überanstrengung und unbehandelten Krankheiten gestorben sein. Die wenigen, die eine Flucht von der Insel wagten und es durch den dichten Urwald an die Küste schafften, ertranken beim Versuch, die Strafkolonie schwimmend zu verlassen, oder wurden von den Haien gefressen, die zu großer Anzahl vor der Teufelsinsel schwammen.


© Getty Images Île du Diable

Grausame Strafen

Ironischerweise gehörte die Teufelsinsel zu der Inselgruppe Îles du Salut, was auf Deutsch so viel wie die „Inseln des Heils“ bedeutet. Auf dem Nachbareiland von Devil’s Island, der Île Saint-Joseph, wurden Gefangene nach gescheiterten Fluchtversuchen oder Widerstand gegen die Wärter zur Strafe in Isolationshaft gesperrt. Dort wurden sie manchmal 6 Monate am Stück in einer winzige Zelle ohne Licht gefangen gehalten.
In der Nationalbibliothek von Australien gibt es Zeitungsartikel aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert, in denen Überlebende auch von anderen grausamen Strafen berichten: Wer sich wiederholt den Wärtern widersetzt habe, der sei in den Dschungel gezerrt und an einen Baum festgebunden worden. Dort sei der Wehrlose meist qualvoll verdurstet und den Angriffen der Tiere und Insekten des Urwalds ausgesetzt gewesen.

1946 wurde die Strafkolonie aufgelöst

Erst durch die sogenannte Dreyfus-Affäre Ende des 19. Jahrhunderts wurden nach und nach die unmenschlichen Bedingungen auf der Teufelsinsel bekannt: Alfred Dreyfus, ein Artillerie-General war nach falschen Anschuldigungen auf die Teufelsinsel verbannt worden.
Erst durch den Widerstand und die Aufdeckungen des berühmten französischen Schriftstellers und Journalisten Émile Zola wurde seine Haft schließlich beendet. Dreyfus und andere Zeugen berichteten von den Grausamkeiten der Strafkolonie. Aufgelöst wurde sie dennoch erst 1946, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Heute gehören die Heilsinseln und Französisch-Guayana immer noch zum Staatsgebiet von Frankreich. Die Ruinen der Strafkolonie sind für Touristen zugänglich.

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Heute überragen das Panorama der Insel Radoms von Radar- und Richtfunkantennen, die dem Betrieb des auf dem Festland liegenden Weltraumbahnhofs dienen.
Jerzy Chojnowski

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