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Sonntag, 21. August 2016

HAMBURGER STADTENTWICKLUNG: WARNENDE STIMMEN




„Wir sind reich an Wissen, aber arm an Weisheit und das Gedächtnis der Menschen
ist erstaunlich kurz. Deshalb lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde.“


1. Warnende Stimmen
Hamburger Architekturdebatte

Die im April 2004 von den mit Sorgenfalten an der Diskussion durch Leserbriefe beteiligten Lesern der Hamburger Presse öffentlich und engagiert geführte „Architekturdebatte“ zeigte unmissverständlich, dass der architektonische Irrweg, der das historische Stadtbild sowie seine maritime Identität bedenken- und einfallslos zerstört, vielen Bürgern Hamburgs sowie einigen Architekten die Augen für diese Zustände geöffnet hat. Diese Kritikstimmen aus der Presse von Jung und Alt (ein Querschnitt aus aller Bevölkerungsschichten) riefen einstimmig danach: „Das traditionelle Stadtbild erhalten!“ Besorgt um den Umgang mit Geschichte in der heutigen Zeit fragte ich mich vor zwei Jahren, nachdem ich die Stadt Tönning besucht hatte: Wie kann man diese historische Stadt vom Schicksal beispielsweise Travemündes schützen, wo mitten in einem ehemaligen Fischerdorf ein Wolkenkratzer gebaut wurde und dadurch das Stadtbild, die Küste und den öffentlichen Raum schonungslos verschandelte. Ausgewählte Lesermeinungen und Pressestimmen der damaligen Diskussion füge ich hier bei. Mögen sie als Warnung dienen und vor falschen Lösungen bewahren.

 „An jeder Ecke unserer Heimatstadt wachsen Glaspaläste – von anderen Architekten, sog. Stararchitekten (inflationäre Bezeichnung) und Stadtplanern mit Preisen überhäufte Baukünstler toben sich hemmungslos aus.“ „Einheitsbauten Langweilig, ohne Pfiff, austauschbar – vom Wasser aus wirken diese Klötze wie Schuhkartons“. „Unglaublich, wie Hamburg nach und nach mit seelenlosen Glas- und Stahlkästen verschandelt wird. Die Ost-West-Straße ist der Gipfel der Hässlichkeit, der arme Michel wirkt schon fast wie ein Stilbruch inmitten der geschmacklosen Architektur, die Hamburg immer mehr prägt.“ „Was da in Hamburg in den vergangenen Jahren beschlossen und aufgebaut wurde, ist wahrlich grausam.“  „Die in den vergangenen Jahren fertig gestellten Bauwerke empfinde ich als höchst unästhetisch, kalt und hässlich. Leider besteht der offensichtliche Trend, Hamburg baulich mit anderen Großstädten zu uniformieren. Immer gleicher, immer höher bauen – Schrottarchitektur. Welcher Hamburger will eigentlich die Verschandelung des Stadtbildes? Was macht Hamburg so lebenswert? Sicher nicht reflektierende Glasbauten mit 20 Stockwerken. Die Touristen in unserer Stadt bewundern bestimmt nicht die Achtlosigkeit gegenüber unserer historischen Hansestadt sondern unsere alten schönen Häuser, das viele Grün und das viele Wasser.“ „Es sind wesensfremde Bauten, die eher Unbehagen auslösen und nicht zum Verweilen einladen. Speziell in Hamburg wird das über Jahrzehnte gewachsene Lokalkolorit häufig von Gebäuden zerstört, die zwar die Handschrift eines Architekten tragen, aber letztendlich austauschbar sind und den Charakter der Stadt aufweichen.“ „Da bleibt oft die Tugend der harmonischen Einfügung neuer Bauten in vorhandene Ensembles auf der Strecke. Immer mehr Hamburger stört Bauklotz-Architektur, sie wollen ihre Stadt schöner. Doch Architekten, die nach historischem Vorbild bauen, werden von der Branche mit Häme überschüttet. Hier ist Umdenken gefragt, und die Behörden sind gefragt, regulierend einzugreifen“. „Maritim, weltoffen und gemütlich – so wünschen sich die Hamburger den neuen Stil.“ „Man darf Hamburg den Architekten und Investoren nicht als Spielwiese überlassen, sondern sollte ihnen auf die Finger schauen. Das Problem liegt in der Kommerzialisierung und Computerisierung aller Bauentwürfe. Die Architekten haben lange den Weg einer ersten Idee aus dem Kopf und einer zeichnenden Hand verlassen, weil das Herumspielen an Computerentwürfen leichter und moderner ist. Das Gefühl für Formen und deren Wirkungen im Umfeld ist ihnen dabei verloren gegangen.“  „Leider nicht alle Architekten genießen den Ruf, orts- und regionaltypische Prägungen streng zu bewahren. Auch den Entscheidungsträgern anderer Städte würde es schon lange gut anstehen, der Verspiegelung ihrer Heimatstädte Einhalt zu gebieten. Nun hört man, die Nutzer sollten sich hinter Glas wohl fühlen. Tun sie das wirklich? Glas besitzt noch eine besonders tückische Eigenschaft: Es blendet.“ „In den Kreisen der Architekten und Stadtplaner mehren sich noch andere Kritikstimmen, die auf den schaurigen und einem Alptraum nahe kommenden Befürchtungen basieren, dass am Ende dieses architektonischen Irrweges der modernen Großstädte unter der Führung einfallsloser Gleichmacher, die Hansestadt Hamburg genauso aussehen wird wie hunderte andere Städte in der ganzen Welt, nicht voneinander unterscheidbar, ähnlich wie die Ameisenhaufen oder gleichartige Bäume im Wald. Die moderne Kunst des Kopierens meldet sich heutzutage am lautstärksten zu Wort und präsentiert sich in ihrer ganzen Arroganz als die wahre und ultimative Kunst, die von den Betrachtern und Nutzern nur bewundert werden soll.“

Kritik am Trend und Zeitgeist kam kürzlich auch von zwei Architekten-Verbänden, die sich ebenfalls besorgt zeigten und Alarm schlugen wegen der Inflation von Glas- und Stahlbauten, die sich zunehmend in die gewachsene Backsteinarchitektur der Hansestadt drängen und das Stadtbild zerstören. Und so warnte der Bund Deutscher Baumeister (BDB) in Hamburg vor dem Verfall und Zerfall des Stadtbildes, weil die Bauten sich kaum noch unterscheiden würden und der Wiederholungseffekt müde mache. BDB machte das allgegenwärtige Glas- und Stahl-Einerlei in Hamburg an der Einfallslosigkeit der Architekten fest. „Sie wickeln die Fassade praktisch wie eine Tapete um die Grundstücksgrenze, um eine möglichst große Baumasse zu schaffen, weil die vermietbare Immobilienfläche zählt. Manche Straßenzüge, wie die Ost-West-Straße, wirken wie eine Monopoly-Allee, weil jeder dort nur einen Klotz hinsetzt. Die Häuser haben kaum noch eine Beziehung zur Umwelt. Der architektonische Alptraum ist in Hamburg der Moderne stellenweise leider wahr geworden.“ „Werde so weitergebaut, drohe die Bindung der gesamten Baukultur an Hamburg zu kippen, wenn man alles in Glas und Stahl im Stil der, als Gegensatz zur traditionellen Backsteinarchitektur gedachten, Hightech-Architektur baut. Wichtig für Hamburg ist, die Stadtsilhouette unbeschadet zu erhalten. Diese Qualitäten dürfe man nicht beschädigen, weshalb man in der City keine sich hineindrängenden Hochhäuser zulassen dürfe. Denn das wesentliche Merkmal der Stadtsilhouette ergebe sich aus der Dominanz der Türme des Rathauses und der Kirchen in der Stadt.“ Damit die Identität der Stadt erhalten bleibt, fordert der Architekt Volkwin Marg sogar eine Art Architekturverfassung – verbindliche Grundsätze, an denen sich Architekten, die in Hamburg bauen wollen, zu orientieren haben. „Wenn man die Architekten machen lässt was sie wollen (jeder von ihnen ist doch ein Individualist und hält seine Vorstellung von Architektur für die beste) sieht es hinterher eben aus wie nach einem Kindergeburtstag.“ Schuld an den gegenwärtigen Bauzuständen sei jedoch auch auf die mangelhafte Besetzung und Qualität der Jurys bei Architektur-Wettbewerben zurückzuführen, konstatiert er. Fest steht: Um dieser Entwurfsmode der Hightech-Beliebigkeit ein Ende zu setzen sei ein Diskurs mit den Kunsthistorikern dieser Stadt und anderen historischen Städten unentbehrlich.“ „Wegen der ästhetisch-stilistischer Inkompetenz im Bau und architektonischer Orientierungslosigkeit suchten im Sommer dieses Jahres mit einer Podiumsdiskus-sion die Architekten zusammen mit dem Bund Deutscher Baumeister nach einem hanseatischen Stil und setzten somit die aktuelle Architekturdebatte fort. Von Vertretern der Architektenverbände wird nämlich immer wieder gefordert, die Beachtung der typischen, die Hansestadt prägenden, traditionellen Elemente. Es ging weiter um die Suche nach Kriterien für eine hanseatische, gleichzeitig aber weltläufige Bauweise. Und so plädierten manche konstruktiv dafür, sich der Tugenden zu besinnen, die in der Hamburger Schule der Schuhmacherzeit prägend waren – allerdings übersetzt in zeitgemäße Formen. Andere forderten, sich auf die Qualitäten der europäischen lebendigen Stadt zu besinnen, die nach dem Krieg durch eine Entmischung der Funktionen in Vergessenheit gerieten. Schließlich kritisierten einige ihre Kollegen vom Fach wegen der krankhaften Tendenz zur Selbstdarstellung: Es ist ein gemeiner Spott, dass Architekten nicht für normale Menschen bauen, sondern nur um andere Architekten zu beeindrucken. Abschließend griff ein Teilnehmer auf die Volkwin-Marg-Idee zurück und plädierte für eine gestalterische Charta, die quartiersweise Richtlinien festlegt, allerdings so, dass keine Einförmigkeit entstehen kann. Schließlich kann die Hansestadt nicht lediglich auf die 40-jährige Geschichte der modernen Urbanisierung (wie im Falle Dubais), sondern auf eine Hunderte von Jahren dauernde, in die historische Entwicklung Europas eingebettete Stadt- und Kulturgeschichte zurückblicken.“

2. Warnende Stimmen
Quantitatives Wachstum versus
nachhaltig-qualitative Entwicklung

„Die Erfahrung lehrt uns, dass allein die Absicht, eine Stadt wachsen zu lassen oder zu modernisieren, d.h. die Altbauten gegen die Neubauten auszutauschen, die alte Bausubstanz durch eine neue zu ersetzen, bzw. sogar eine ganz neue Stadt entstehen zu lassen, dass allein diese Absicht nicht ausreicht, diese Stadt lebenswert zu machen, geschweige denn, zur Touristenattraktion zu erklären, mehr noch, für die Zukunft gut zu rüsten. In der heutigen Zeit ist es nicht einfach geworden anspruchsvolle, zeitlos schöne und harmonische Architektur als echte Baukunst zu kreieren. Die unrühmliche Geschichte des Großstadtwachstums um jeden Preis in der Moderne gibt allen Wachstumsfanatikern, die die vielfältigen und gewichtigen Auswirkungen der horizontalen wie vertikalen, räumlichen Dimension einer Stadt auf die Umwelt übersehen haben, eine Warnung auf den Weg: Beim Erreichen einer kritischen Größe ist allen großstadtbedingten Problemen wie beispielsweise Lärm, Abgase, Staub, Smog, Versorgungswege und Mobilität, Verkehrs-Infarkt, Abfall- und Abwässerentsorgung, Missverhältnis der urbanen Beton-, Stahl-, und Asphaltmasse zur natürlichen Umwelt mit unweigerlich nach sich ziehenden, fehlenden, humanen Wohn- und Erholungsqualitäten nur sehr schwer erfolgreich und dauerhaft entgegenzuwirken – das tägliche Chaos einer Mega-Stadt ist kaum beherrschbar. Unwirtliche Metropolen mit ihren Stadtautobahnen und stinkenden Blechlawinen, mit ihrem  wild  wuchernden  Hochhaus-Dschungel; monströse  Stahlskelette  der   Bürotürme und im Eiltempo hingeklatschte protzige Wolkenkratzer der völlig künstlichen Städte, die großflächig wie ausgestorben wirken und nicht selten eine kulturelle Wüste darstellen sowie architektonisch gesehen, nichts als gesichtslose Glas-Beton-Landschaften  präsentieren, gibt es weltweit viele. Brasilia, Shenzhen, Saõ Paulo, Hongkong, Mexico City, Los Angeles, Tokio  wären ein gutes Beispiel dafür. Und es gibt ansonsten genug Geister- und Horror-Großstädte in Form zubetonierter Megalopolen auf der ganzen Welt, Stadt-Moloche, die mit all den Konsequenzen der Fehlplanung und wilden Wucherung (öde Architektur, Smog, Abwässer, Müllberge, Kriminalität, Landschafts- und Umweltzerstörung) als Negativbeispiele dienen könnten. In der früheren Geschichte haben diese architektonischen Gebilde kein Beispiel. Mega-Städte stufen wir immer als Fehlentwicklung ein, weil sie uns zu groß, zu hoch, zu dicht, zu hässlich erscheinen und eine inhumane Zukunft zum Fürchten versprechen. Architekturmonster wie New York oder Hongkong sollten daher keinesfalls als Muster-vorlagen dienen. Deutsche Städte sollen nicht eifrig versuchen, sie architektonisch nachzubilden und nachzuahmen! Dies wäre ein Irrweg: eine Falle aus Stahlbeton im Großstil! Hongkong, Shanghai und andere restlos zubetonierte und zuasphaltierte Mega-Städte der Welt stellen städtebaulich mit Sicherheit  kein Zukunftsmodell dar und sollten bei allen stadtplanerischen Überlegungen nicht im Blickpunkt stehen. Deutsche Städte sollten unter keinen Umständen versuchen es mit solchen Städten aufzunehmen, versuchen sie nachzubilden und  neue Höhen- und Größenrekorde zu brechen – sie werden letztendlich in vielerlei Hinsicht auf der Verliererseite stehen. Ein solcher Städtewettbewerb macht wahrlich keinen nachvollziehbaren Sinn! Die Frage, die sich aufdrängt, lautet doch: Schaffen die Hochhäuser eine lebenswerte Stadt und ist es überhaupt sinnvoll, hohe Gebäude zu errichten und sich der mancherorts zu sehenden Gigantomanie anzuschließen? Oder verwandeln sie durch ihre kalte, unpersönliche Architektur unsere Wohnorte und Arbeitsstätten in eine menschenfeindliche Stadt? Manche Unternehmenslenker, die sich vom Slogan Big is beautiful haben verführen lassen, meinen zwar immer noch, ihr repräsentativer Firmensitz muss wegen der Demonstration der Stärke, Prestige und Größe in einem Skyscraper Platz haben. Doch viele Firmen von Weltformat haben bereits dem architektonischen Weg der Banausen und Profanen ins Niemandsland eine Ablehnung erteilt und verzichten bewusst auf protzige kolossale Bauten. Es gibt heutzutage andere, und zwar  architektonisch viel anspruchsvollere meisterhafte  Methoden aufregende Prestigeobjekte zu errichten, die das gewachsene Selbstbewusstsein des Landes symbolisieren  und somit das eigene Selbstwertgefühl steigern, als die optisch erdrückend und als Fremdkörper in der Landschaft wirkenden Wolkenkratzer zu bauen – Meisterwerke, die nicht nur in sich verschiedene Elemente der Kultur und Tradition des Landes integrieren, sondern auch ideal an die landschaftliche Umgebung angepasst sind. Selbstverständlich gehören hierzu der spielerische Umgang mit Form und Struktur sowie der ökologisch orientierte Umgang mit Material und Umgebung zu konstitutiven Merkmalen solcher Architektur – diese sucht man vergeblich in den schlichten Pro-dukten geistiger architektonischer Armut.“  „Europas Städtebau – und damit die gesamte städtische Zivilisation der Alten Welt – durchlebt eine fundamentale Krise, wie sie seit der Großstadtwerdung im 19. Jahrhundert nicht aufgetreten ist. Das Thema Stadtumbau geht ganz Deutschland an und ist eine komplexe Aufgabe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten. Dies ist die Situation, in der Planer, Architekten und Kommunalvertreter die Initiative zur Gründung eines Council for European Urbanism Deutschland (CEUD) ergriffen haben. Dieser will sich dem Wohl der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen widmen, indem er lebenswerte Regionen, Städte und Dörfer sowie die Eigenart des ländlichen Raumes in Europa fördert und somit sich eine breite Basis in der Öffentlichkeit verschafft. Regionen, Städte und Dörfer werden durch soziale Ausgrenzung und Isolierung, Zersiedlung, Vergeudung von Boden und kulturellen Ressourcen, durch monofunktionale Entwicklung, fehlendem Wettbewerb und dem mangelnden Respekt für lokale und regionale Kulturen zerstört. Die neue Charta stellt sich mit ihrem Namen bewusst in die Tradition der Charta von Athen (1934), des Evangeliums modernen Städtebaus. Zugleich bedeutet sie eine Kehrtwende um 180 Grad. Denn nun soll mit der Trennung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Erholen, für die sich einst der Vater der Athener Charta, Le Corbusier, stark gemacht hatte, Schluss gemacht werden. Stattdessen setzt sich die neue Charta für gemischte Arbeits-, Wohn- und Freizeitstätten ein. Gebiete des industriellen Massenwohnungsbaus müssten abgerissen und umgebaut werden. Innenent-wicklung müsste vor Außenentwicklung gehen. Der peripheren Ausdehnung der Städte und Orte wird der Kampf angesagt. Neu und kontrovers gegenüber dem Städtebau der voraussetzungslosen Moderne ist das Beharren auf dem historischen Bild und den sozialen Traditionen der Städte und Dörfer. Die Innenstädte und Dorfkerne sollten im Sinne der Denkmalpflege bewahrt und behutsam erneuert werden. Die Unterzeichner der Charta vertreten die Prinzipien einer regionalen Kreislaufwirtschaft, um auf diese Weise die ruinöse Konkurrenz der Städte um Gewerbegebiete und Einwohner in den Griff zu bekommen. Die Erlöse, Ressourcen und Kosten sollten zwischen den Gemeinden und Kommunen innerhalb der Regionen in kooperativer Weise geteilt werden, so dass der zerstörerische Wettkampf um steuerliche Einnahmen vermieden und die sachgerechte Koordination von Verkehr, Erholung, öffentlichen Diensten, Wohnungsbau und kommunalen Einrichtungen geför-dert wird. Die Charta bekennt sich in der Flächennutzungsplanung zum traditionellen Bild der europäischen Stadt der kurzen Wege, der Nutzungsmischung und der hohen Baudichte. Nur so könnte der öffentliche Personennahverkehr wieder zu einer echten Alternative zum Auto werden. Einrichtungen der sozialen Infrastruktur – Schulen, Kindergärten, Ämter usw. – müssten so ange-siedelt und integriert werden, dass sie fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Für die Architektur der Neubauten verlangen die Unterzeichner eine respektvolle Haltung gegenüber dem städtischen Kontext. Sie müsste dem örtlichen Klima, der örtlichen Topografie, der Baukultur und Ge-schichte Rechnung tragen, ökologische Bauformen, ressourceneffektive, möglichst an regenerativen Systemen orientierte und nachhaltig wirkende Technologien sollten eingesetzt werden – so die wichtigsten Zielsetzungen der neuen Charta für deutschen und zugleich europäischen Urbanismus.“

Jerzy Chojnowski
im Sommer 2004

Im Bild: architektonische Tradition (die Speicherstadt) versus architektonischer Amoklauf  und bauliches Overkill (die Hafen City) in Hamburg





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